Ökobilanzen

Eine Ökobilanz ist eine Methode zur quantitativen Abschätzung der mit einem Produkt verbundenenUmweltaspekte. Dabei erfolgt eine systematische Analyse und Bewertung der Stoff - und Energieströme aus und in das System (Inputs und Outputs). Warum es so viele verschiedene davon gibt und wie die online Plattform www.baubook.info sie an einer Stelle zusammenfasst und berechenbar macht.

Bei der Auswertung werden die Inputs und Outputs aggregiert (zusammengezählt)oder es werden ihnen Wirkungen zugeordnet. Ergebnis sind Indikatoren wie zumBeispiel der Beitrag zur Klimaerwärmung (GWP) oder der Bedarf an nichterneuerbaren Energieträgern. Hauptanwendungsgebiet im Baubereich ist dieÖkobilanz von Gebäuden. Dafür werden Ökobilanzdaten von Bauprodukten verwendet. Diese werden meist über Umweltproduktdeklarationen (EPDs) in Form von pdf-Dokumenten veröffentlicht. In Österreich bietet die Bau-EPD GmbH dieErstellung von EPDs an. In der baubook-Datenbank werden die EPD-Datendigitalisiert und an Berechnungsprogramme für die Erstellung von Energieausweisen und Gebäudeökobilanzen weitergegeben. Allgemeine Grundlage für die Erstellung von EPDs im Baubereich ist die EN 15804. 

Die neue Norm EN 15804+A2
Im Februar 2020 wurde die neue Norm EN 15804+A2 mit umfassenden Änderungen bei den Wirkindikatoren veröffentlicht. Zum Beispiel wird der Beitrag zur Versäuerung nach einer neuen Methode berechnet und auf eine neue Einheitbezogen. Grund für die Umstellung war, dass die Berechnungsmethoden der EN15804 mit dem Product Environmental Footprint (PEF), einem weiteren Ökobilanzansatz der Europäischen Kommission, harmonisiert werden sollten. Nach den beiden Normenfassungen EN 15804+A1 bzw. EN 15804+A2 berechneteWirkindikatoren lassen sich nun aber nicht mehr miteinander vergleichen. Der PEF spielt derzeit praktisch keine Rolle im Baubereich. 

Unterschiedliche Hintergrunddatenbanken
Aber nicht nur die Normenfassungen, auch unterschiedlicheHintergrunddatenbanken erschweren den Vergleich von EPDs. Für Produktökobilanzen werden Grund- und Prozessdaten zur Energiebereitstellung, zu Transporten, Chemikalien etc. benötigt. Die ecoinvent-Datenbank ist eine der weltweit führenden Basis-Datenbanken. In Deutschland ist die GaBi-Datenbank weit verbreitet. Beide Datenbanken werden nach aktuellen wissenschaftlichen Standardsund nach hohen Qualitätsansprüchen erstellt, dennoch weichen die Ergebnisse dieser Datenbanken zum Teil erheblich voneinander ab. 

Deklaration Ökobilanzdaten in baubook
In baubook können jetzt auch Ökokennzahlen (EPD) mit der HintergrunddatenbankGaBi deklariert werden. Als eine der ersten Datenbanken in Europa können zu dem auch Ökobilanzdaten nach der neuen Norm EN 15804+A2 deklariert werden. Alle „Ökobilanz-Welten“ werden in baubook sauber getrennt voneinander dargestellt:

  • Ökologische Kennwerte gemäß EN 15804+A1 auf Basis von ecoinvent
  • Ökologische Kennwerte gemäß EN 15804+A1 auf Basis von GaBi 
  • Ökologische Kennwerte gemäß EN 15804+A2 auf Basis von ecoinvent 
  • Ökologische Kennwerte gemäß EN 15804+A2 auf Basis von GaBi 

Die Hersteller können die Ökobilanzindikatoren wie bisher in derDeklarationszentrale eintragen oder mit Hilfe von Importvorlagen einlesen. 

Rechnen mit Ökobilanzdaten
Da EPDs fünf Jahre Gültigkeit haben, wird es noch länger dauern, bis ein Großteil derEPDs nach der neuen Norm vorliegen wird. Für die OI3-Berechnung in den österreichischen Wohnbauförderungen und Gebäudepässen gelten daher nach wie vor die ökologischen Kennwerte mit Hintergrunddatenbank ecoinvent auf Basis EN15804+A1. Das IBO hat 2021 die Ökobilanz-Richtwerte nach der neuen Norm herausgegeben. Parallel dazu wurde der „baubook eco2soft“ Ökobilanzrechner für Gebäude adaptiert. Die AnwenderInnen können dann wählen, mit welchem Daten-Pool sie rechnen wollen. Da die Daten nicht gemischt werden dürfen, kann immer nur genau ein Daten-Pool ausgewählt werden. Mit den neuen Ökobilanz-Richtwerten können dann 2022 neue Benchmarks auf Basis der EN 15804+A2 für die Gebäudebewertung errechnet und getestet werden. Im abschließenden Schritt wird die baubook-Schnittstelle zu den Berechnungsprogrammen um die neuen Datenerweitert. Die Wohnbauförderstellen und GebäudepassbetreiberInnen können darauf basierend Fristen für die Übernahme der neuen Norm in die OI3-Berechnung festlegen.

Die Übergangsfrist ist für alle Beteiligten schwer, besonders für die Hersteller. Sie müssen sich entscheiden, nach welcher Norm sie ihre EPDs ausstellen lassen – nach der alten Norm, die in der Praxis noch angewandt wird, oder nach der neuen Norm, die zukünftig gelten wird. Die meisten Programmbetreiber, wie auch die Bau-EPD, bieten den Herstellern günstige Angebote, die EPDs nach beiden Normenfassungen zu berechnen. Mit baubook wollen wir den Prozess weiter unterstützen und Ordnung in die „wunderbare Welt der Ökobilanzen“ bringen.

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